Als Erbebnis unseres letzten Kava-Forschungsprojektes in Melanesien wurde bereits bei der "High Level-Konferenz " in Port Vila, Vanuatu, beschlossen, dass ein Nachfolgeprogramm zur Definition eines Kava-Standards erforderlich sei. Warum ist das so wichtig?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir ins Jahr 1998 zurückgehen: Eine deutsche Firma hatte ein Anbauprojekt mit Kava in Vanuatu organisiert - prinzipiell eine gute Idee, deren Nutzen aber durch die bewusste Wahl einer sogenannten "Two-day"-Sorte ins Gegenteil verkehrt wurde. "Two-day"-Kava (von "zwei Tage") ist eine Gruppe von Kavasorten, welche dem Anwender einen zweitägigen Hangover und Flashbacks verschaffen. Two-day-Kavasorten werden von dKavatrinkern nicht gerade geschätzt, die deutsche Firma suchte sich aber trotzdem eine solche Sorte aus: die Gehalte an Kavaactonen (die Wirkstoffe von Kava) waren hoch, und die Sorte konnte mit guter Biomasse bereits nach einem Jahr geerntet werden, während die Wurzeln der sogenannten "noble Kava"-Sorten (also Edelkava) üblicherweise fünf Jahre im Boden verbleiben. Das war eindeutig ein wirtschaftlicher Vorteil. Schade nur, dass die ausgewählte Sorte in Kombination mit einer Extraktherstellung mittels Aceton als Lösungsmittel einige Fälle schwerwiegender Lebererkrankungen auslöste - oder zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu beigetragen hat. Dies führte dazu, dass in der Folge Kava als giftig für die Leber betrachtet wurde, während in Jahrhunderten der Tradition des Kavatrinkens auf den südpazifischen Inseln niemals Nebenwirkungen auf die Leber beobachtet worden waren. 

Die Entscheidung der Behörden, alle Zulassungen von Kava-haltigen Arzneimitteln in Deutschland zu widerrufen, wurde als unangemessen bewertet, als die Entscheidungen nach mehr als 12 Jahren  Verzögerung endlich for Gericht angefochten werden konnten. Inzwischen liegen zwei Gerichtsentscheidungen vor, eine vom Verwaltungsgericht Köln aus dem Juni 2014, und eine vom Oberverwaltungsgericht Münster aus dem Februar 2015. Beide verlangen eine Rücknahme der Entscheidung des Widerrufs der Zulassungen durch die deutsche Behörde im Jahr 2002. Inzwischen ist auch bekannt, dass die deutsche Behörde gegen dieses Urteil keine Revision beantragen wird. Entsprechend ist nun einigermaßen sicher, dass in naher Zukunft Arzneimittel mit Kavaextrakt als Wirkstoff wieder verfügar sein werden.

Unter diesen Umständen muss nun dringend die Qualität der für die Herstellung eingesetzten Kavawurzeln untersucht werden. Die Exporteure und Importeure von Kavawurzeln benötigen Spezifikationen für die Unterscheidung zwischen "Noble Kava" und "Two-day-Kava". Wie kann dies aber erreicht werden?

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Auf der Suche nach Kava im Herzen der Insel Santo/Vanuatu im Jahr 2012

Die Pazifikstaaten und die EU haben ein Programm aufgesetzt, welches das Ziel verfolgt, Proben von Kavasorten zu sammeln (gut und schlecht), sie zu analysieren und auf dieser Basis einen Kavastandard festzulegen, der dann beim Codex Alimentarius vorgelegt werden soll. Wir haben uns für dieses Projekt beworben, und haben den Zuschlag bekommen. Dies bedeutet eine Menge an Arbeit und Vorbereitung, bevor wir endlich starten können - die festgelegte Aufgaben umfassen die Untersuchung von Kavasorten aus Vanuatu, Fidschi, Tonga, Samoa und den Salomonen. 

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Kava-Kultivar "Borogu" - eine der beliebtesten Sorten in Vanuatu

Die Reiseplanung ist derzeit in der Endphase der Erstellung, und sie ist recht ehrzeizig. Sie wird uns in alle der genannten Südpazifikstaaten führen, und darüber hinaus nach Hawaii. Hawaii war ursprünglich nicht gegenstand des Auftrags, wir haben dieses Land aber auf die Liste gesetzt, weil auf den Inseln von Hawaii eine große Zahl von Sorten zu finden ist. 

Unsere Hauptsorge ist, dass die Folgen des Zyklons "Pam" in Vanuatu und die vollständige Zerstörung der Infrastruktur die Erfolgschancen hinsichtlich der Ernte einer bedeutenden Zahl von Kavasorten aus Vanuatu ernsthaft beeinträchtigen könnten - das wird dann noch festzustellen sein.