hoodia_gordonii_3Hoodia gordonii ist eine sukkulente süfafrikanische Pflanze – anders als oft behauptet handelt es sich nicht um einen Kaktus. Hoodia ist eine geschützte Pflanze: sie ist im Annex II des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet. Die Liste macht allerdings eine falsche Angabe zur Familie: Hoodia gehört nicht zur Familie der  Apocynaceae, wie im Annex II angegeben, sondern zu den Asclepiadaceae.

Durch den Status als geschützte Pflanze wird heute nicht nur ein CITES-Zertifikat für den Export benötigt, sondern auch eine Importerlaubnis in Drittstaaten in jeglicher Form - Pflanzenmaterial, Extrakte oder Isolate. Hoodia muss heute obligatorisch aus Anbau stammen. Trotz dieser strikten Bedingungen wird die heimliche Wildsammlung nach wie vor betrieben, und gefährdet so die natürlichen Bestände von Hoodia.

Die Überführung in Anbau ist möglich, hat aber ihre Tücken. Wenn Hoodia ohne die Einhaltung der richtigen Anbaubedingungen kultiviert wird, ist häufig das mehr oder minder vollständige Fehlen von Wirkstoffen die Folge.

Verwendung

Hoodia gordonii ist eine relativ junge "Entdeckung": Obwohl der Pflanze nachgesagt wird, bereits während der Burentrecks in Südafrika als Quelle für Wasser und zur Stillung des Hungergefühls verwendet worden zu sein, wurde die Aufmerksamkeit durch die Entdeckung einer Fraktion von Triterpenglykosiden mit appetitstillenden Eigenschaften auf Hoodia gelenkt. Diese Entdeckung führte zu einem Patent auf mögliche Arzneimittel,die aus den Triterpenverbindungen und vor allem aus dem als "P57" bekannten Inhaltstoff entwickelt werden könnten. Das Patent schließt die Verwendung von Extrakten oder synthetischen Derivaten von P57 aus, deckt aber natürlich Pflanzenpulver nicht ab. Entsprechend werden viele Hoodia-Produkte mit Hoodia-Pflanzenpulvern als Mittel zur Gewichtsreduktion beworben.

Die appetitzügelnden Effekte von Hoodia gordonii wurden in pharmakologischen Experimenten bestätigt. Klinische Untersuchungen wurden nicht veröffentlicht, allerdings ist laut Berichten und dem traditionellen Erfahrungswissen der Effekt tatsächlich vorhanden. Die pharmakologischen Befunde deuten auf eine hemmung des Hungergefühls direkt auf der Ebene des zentralen Nervensystems.

Sicherheit

Mit den üblicherweise in Hoodia-Produkten eingesetzten Dosen scheint die Sicherheit kein Thema zu sein. Bis jetzt gibt es keine Publikationen, in welchen etablierte Methoden der Toxikologie zum Einsatz kommen. Allerdings müssen die langjäjhrigen Erfahrungswerte mit der Pflanze und mit der hochdosierten und sicheren Anwendung als Appetitzügler besonders in den Vereinigten Staaten berücksichtigt werden. Die übliche dosis in Supplementen ist 25-250 mg/Dosis des trockenen Pulvers. Mit diesen Mengen wurde bislang keine Toxizität berichtet. Presseberichten zufolge wurde Hoodia in den Vereinigten Staaten von Amerika der GRAS-Status zuerkannt (Generally recognized as safe).

Verfälschungen

Wegen Übererntung steht Hoodia kurz vor dem Aussterben. Hoodia steht auf der CITES-Liste geschützter Pflanzen, aber illegale und zerstörende Wildsammkung wird noch immer betrieben. Entsprechend wurden falsche Etikettierungen und Verfälschungen beobachtet. Eine typische Verfälschung scheint ein Kaktuspulver zu sein, gewonnen aus Fasern von Opuntia ficus-indica . Es werden aber auch Pulver von verwandten und reichlicher vorkommenden Arten eingesetzt, die nicht notwendigerweise die Fraktion der Triterpenglykoside enthalten.

Seit die Republik Südafrika offiziell nur noch Material aus Anbau für den Export zulässt, ist ein weiteres Qualitätsproblem aufgetreten. Der appetitzügelnde Effekt von Hoodia wird mit dem Gehalt an Triterpensaponinen in Verbindung gebracht, unter den Bedingungen des Anbaus werden diese Triterpene aber häufig nicht gebildet. Dafurch wird eine neue Art von Verfälschung geschaffen: Zubereitungen aus solchem Material enthalten Hoodia, aber haben vermutlich keinen Effekt auf das Körpergewicht.

Unsere Hoodia-Aktivitäten

Auf phytochemischem Gebiet sind gegenwärtig mindestens 20 Triterpene in Hoodia gordonii bekannt, die – je nach Publikation – entweder Gordonoside oder Hoodigoside genannt wurden. Tatsächlich war die gleiche Art von Inhaltstoff bereits lange Zeit vor ihrer Entdeckng in Hoodia gordonii unter den Bezeichnungen Boucerine und Stavaroside bekannt, was zur Verwirrung beiträgt.

Wir unterstützen derzeit eine Untersuchung der phytochemischen Zusammensetzung verschiedener Hoodia-Arten und verwandter Gattungen. Im Rahmen dieser Untersuchung konnten wir bereits die Anwesenheit nahe verwandter Inhaltstoffe in anderen Arten der Asclepiadaceae nachweisen.
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Photo: Tromotriche revoluta HAW. (Asclepiadaceae), einer der derzeit phytochemisch untersuchten verwandten Arten von Hoodia

Parallel zu unserem Screening haben wir einen Anbau von Hoodia gordonii in Südafrika eingerichtet, unter Berücksichtigung der WHO-Regeln für Good Agricultural and Collection Practise (GACP), und nach den Prinzipien des biologischen Anbaus. Die Anbauflächen kommen für die Biozertifizierung in Frage (keine Verwendung von Pestiziden oder Herbiziden, keine Kontaminationen mit Schwermetallen).

hoodia_gordonii_1Figure: MAP Hoodia-Anbau in Südafrika

Neben der Optimierung der Biomasse haben wir uns auf den Einfluss der Anbaubedingungen auf den Gehalt der als wirksamkeitsmitbestimmend angesehenen Fraktion der Triterpene konzentiert.

Vorträge

Hoodia gordonii: Neue „Wunderdroge“ oder rationales Phytotherapeutikum? GCRN-Symposium: Sekundäre Pflanzeninhaltstoffe und Pflanzenextrakte in der Diabetestherapie”, Munich (Germany), 9. March 2005.